Deepfakes und Betrug in der Schweiz

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Von WhatsApp-Betrug bis Deepfakes: Wie AI die Cyberkriminalität in der Schweiz verändert


Die Schweiz, bekannt für ihre Neutralität und strengen Datenschutzgesetze, ist nicht vom weltweiten Anstieg der Cyberkriminalität verschont geblieben. Im Gegenteil: Der Aufstieg der Künstlichen Intelligenz (AI) bringt eine neue Welle von Bedrohungen mit sich – intelligentere Betrugsmaschen, täuschend echte Deepfakes und automatisierte Angriffe, die schwerer zu erkennen und abzuwehren sind. Für Bürger:innen und Organisationen in der Schweiz bedeutet das: Cybersecurity braucht ein neues, kritisches Bewusstsein.

1. Phishing wird durch AI intelligenter – und gefährlicher

Früher waren Phishing-E-Mails leicht zu erkennen: Schlechte Grammatik, seltsame Links und allgemeine Anrede. Mit AI-Tools wie ChatGPT oder automatisierten Phishing-AIts erstellen Betrüger heute täuschend echte, personalisierte Nachrichten – auch auf Deutsch, Französisch oder Italienisch – die vertrauenswürdig wirken.

In der Schweiz sind WhatsApp-Betrugsmaschen stark im Vormarsch. Betrüger geben sich als Verwandte aus, die dringend Geld benötigen – oft mit Schweizer Telefonnummern und überzeugendem Schreibstil. Mithilfe von AI imitieren sie persönliche Ausdrucksweisen oder generieren ganze Dialoge, um Vertrauen aufzubauen, bevor sie um Geld bitten.

Tipp : Überprüfen Sie unerwartete Geldanfragen immer doppelt – selbst wenn sie scheinbar von einer bekannten Person stammen. Betrüger fälschen oft Kontakte. Ein kurzer Anruf unter einer bekannten Nummer kann einen teuren Fehler verhindern.

2. Deepfakes – Gefahr für Finanzen und Demokratie

Deepfakes – also AI-generierte Videos oder Audios, die reale Personen imitieren – sind längst keine Spielerei mehr. Zunehmend werden sie für Betrug oder gezielte Desinformation genutzt.

Im Jahr 2024 konnte ein Zürcher Fintech-Unternehmen einen Deepfake-Anruf abwehren, bei dem sich ein Angreifer als CFO ausgab und eine hohe Geldüberweisung forderte. Der Vorfall zeigt, wie gezielt Unternehmen heute angegriffen werden.

Auch im politischen Raum sind Deepfakes eine Gefahr. In einer direkten Demokratie wie der Schweiz, mit vielen Abstimmungen, könnten manipulierte Inhalte das Vertrauen der Bevölkerung gefährden.

Tipp: Unternehmen und Medien sollten die Echtheit von Video- oder Audioinhalten konsequent prüfen – Quelle und Kontext sind entscheidend. 

3. AI und Social Engineering auf dem Schweizer Arbeitsmarkt

Ein weiteres wachsendes Risiko sind Job-Scams, die mit AI-Tools personalisiert werden. Fake-Recruiter auf LinkedIn oder Jobplattformen sprechen gezielt Schweizer Fachkräfte an – oft mit unrealistisch attraktiven Angeboten. Häufig folgen gefälschte Bewerbungsgespräche oder Einstellungsprozesse, bei denen sensible Daten abgegriffen oder Schadsoftware verbreitet wird.

AI macht es Angreifern einfach, öffentlich zugängliche Informationen auszulesen und täuschend echte Nachrichten zu formulieren. Besonders gefährdet: Studierende und internationale Fachkräfte auf Jobsuche.

Tipp: Seien Sie bei Jobangeboten skeptisch – besonders bei unoffiziellen Absendern oder wenn persönliche Daten zu schnell verlangt werden.

4. Was tut die Schweiz gegen diese Entwicklungen?

Der Bund und Fachstellen wie das NCSC (Nationales Zentrum für Cybersicherheit) reagieren zunehmend aktiv. Frühere Warnungen durch MELANI (heute im NCSC integriert) und neue gesetzliche Diskussionen im Parlament (z. B. zur sicheren Nutzung von AI) zeigen, dass das Thema auf der Agenda steht.

Auch Unternehmen investieren mehr in AI-basierte Abwehrlösungen – etwa zur Anomalieerkennung oder zur Analyse von Nutzerverhalten, um Angriffe frühzeitig zu erkennen.

Doch der wichtigste Schutzfaktor bleibt der Mensch. Viele Angriffe basieren weiterhin auf menschlichem Fehlverhalten: Ein unbedachter Klick, ein zu schnelles Vertrauen, fehlende Überprüfung.

Informiert bleiben – kritisch bleiben

AI bringt Chancen – aber auch Risiken. In einer vernetzten Gesellschaft wie der Schweiz ist es entscheidend, technologische Entwicklungen kritisch zu begleiten. Nur durch Bildung, digitale Mündigkeit und Aufmerksamkeit können sich Bürger:innen und Unternehmen vor modernen Cyberbedrohungen schützen.

Cybersecurity ist keine Option mehr – sie ist Teil verantwortungsbewussten digitalen Handelns.

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